Der 25. November 2020, der 50. Todestag der Jahrhundertgestalt Yukio Mishima, war der offizielle Start unseres nonkonformen Comicverlags und der Beginn eines einzigartigen Projekts. Wir wussten, dass wir eine riesige Lücke in der deutschen Comicszene schließen würden, aber dass nach sechs Monaten jeder in der Szene HYDRA COMICS kennt und entweder respektiert oder abgrundtief verachtet, hätten wir nicht gedacht.
Linksliberale Geburtshelfer
Warum wir HYDRA COMICS gegründet haben, dürfte bekannt sein. Wer es noch nicht weiß, kann es hier nachlesen. Kurz gesagt: Wir wollen einfach die Comics machen, die uns gefallen – ganz ohne aufgezwungene Ideologien. Comics, aber normal.
Dass die kleine, laute Blase an „woken“ Szenevertretern jammern wird, war uns klar und vollkommen egal. Aber dass sie zu unseren besten PR-Leuten mutieren, war nicht eingeplant. Am 23. Februar veröffentlichte der Blogger Emanuel Brauer ein Statement und schrieb, dass er nicht mehr bereit ist für das wichtigste Comicfachmagazin, die Comixene, zu schreiben, weil im Heft #138 auf unser erstes Comic und unsere bloße Existenz hingewiesen wurde. Brauer, der anscheinend die letzten 20 Jahren Kommunikationswissenschaften und jede bisherige Diskussion im Internet verschlafen hat, trat damit eine Welle der Aufregung und Solidarität los. Viele alte Szenegrößen hätten sich wohl nie mit unserem Projekt beschäftigt und solidarisiert, wenn es nicht den von Brauer und seinem kleinen Umfeld initiierten Shitstorm gegen die Comixene geben hätte. Das zweitwichtigste deutschsprachige Comicmagazin, Alfonz – der Comicreporter, fasst den ganzen Vorgang in seiner aktuellen Printausgabe (2/2021) im Artikel „Die Asozialen Medien“ zusammen und unterstellt den keifenden linksliberalen Dauerbesorgten, dass auch finanzielle Interessen bei dem sehr lauten Verkünden von besonders „woken“ Positionen eine Rolle spielen könnten und man das Anwachsen der Patreon- und PayPal-Konten immer fest im Blick hat. Eine interessante Schlussfolgerung. Viele Links, Post und Podcasts zu dem ganzen Vorgang findet ihr auf unserem Telegram-Kanal.
Cancel Culture und ihre Grenzen
Am liebsten wäre es den bigotten Schreihälsen, wenn wir wieder verschwinden oder zumindest überall verbannt werden würden – doch über diesen Punkt sind wir schon lange hinaus. Denn am Ende haben wir die Kunstfreiheit auf unserer Seite – und es geht verdammt nochmal auch nur um Comics. Ironie pur, dass gerade vermeintlich Linke nach einem neuen „Comics Code“ (Zensurbehörde der Comicindustrie von 1954 bis 2011) schreien.
Sie stehen vor dem gleichen Problem wie alle Verfechter der Cancel Culture: Entweder fordert man den kompletten Ausschluss bestimmter Künstler und thematisiert das immer wieder öffentlich („Das darfst du nicht!“/“Das muss Folgen haben!“/“RAUSCHMEISSEN!“) oder man verhält sich öffentlich zurückhaltend, was der anderen Seite aber die Freiheit lässt, ihrer Arbeit nachzugehen.
Fakt ist: Unserem Gründungsauftrag sind wir bereits jetzt gerecht geworden und werden weiter an einer Comic- und Kunstszene arbeiten, in der das Talent eines Menschen über einer vom Mainstream verordneten Ideologie steht.
Was bisher geschah…
Zwei eigene Produktionen haben wir bereits auf den Weg gebracht – HYDRA COMICS #1 und den Comicroman Yukio Mishima – Der letzte Samurai – eine weitere ist bereits zensiert. Wir haben in unserem Shop nonkonforme Comicverlage zusammengefasst – aktuell mit den Comics von Zonefeld Comics und dem Sprengmeister Verlag – und in den nächsten Tagen kommt noch ein weiterer Verlag hinzu.
Wir haben die Arbeit mit Nachwuchskünstlern aufgenommen und gerade unsere zweite Kunstdruckreihe auf den Markt gebracht, die neuen Talenten die Möglichkeit für Veröffentlichungen bietet. Bald starten wir auch den Verkauf von Originalen, mit dem Ziel, denen eine Plattform zu bieten, die trotz aller gesellschaftlicher Widerstände nonkonforme Kunst zu ihrem Lebensinhalt gemacht haben.
Zudem bieten wir alternativen Comicforschern die Möglichkeit, abseits des Mainstreams zu arbeiten und zu veröffentlichen.
Das erwartet euch
Wir sind noch immer überrascht und begeistert darüber, wie viele Reaktionen wir bei Künstlern, Gelegenheitslesern und fanatischen Nerds hervorgerufen haben und endschuldigen uns auch, wenn wir nicht immer alles schnell bearbeiten können – denn HYDRA COMICS ist ein Freizeitprojekt vieler liebenswerter, engagierter Köpfe. (Danke an alle Menschen, die den Laden am Laufen halten!)
Derzeit arbeiten wir an fünf (!) weiteren europäischen Lizenztiteln und zwei eigenen Heften, wovon eins natürlich HYDRA COMICS #2 ist. Wir werden dabei weiterhin zwei Strategien verfolgen: Einerseits nonkonforme Comics für jedermann produzieren und andererseits Comicromane veröffentlichen, die vergessene Geschichten erzählen und allem widersprechen, was der Zeitgeist uns vorschreiben will. Wir haben für euch ein paar Comicperlen ausgegraben und hoffen, dass unsere wachsende Leserschaft diese schätzen wird.
Es waren irre sechs Monate und wir haben Lust auf mehr davon. Einige von uns erfüllen sich mit diesen Comics und Kunstprojekten einen langgehegten Traum. Wer uns auf dieser Reise begleiten will, der kann sich hier melden und ein weiterer Kopf unserer Hydra werden.
Dresden, 25. Mai 2021
Excelsior,
Eure Mannschaft von HYDRA COMICS